FV PK Sonnberg/Zumberk e. V.
Kopf

 

Die Kirche St. Johannes des Täufers in Žumberk/Sonnberg

- Fresken / 14. Jahrhundert -

 

Fresko


 

Expertise Prof. Dr. Jan Royt, Prager Karls-Universität

Wir haben den namhaften Kunsthistoriker Prof. Dr. Jan Royt von der Prager Karls-Universität gebeten, die figürliche Szenerie und den künstlerischen bzw. historischen Hintergrund der Sonnberger Wandmalereien aus seiner Expertensicht zu beschreiben und zu bewerten.

Übersetzung Doz. Wolf B. Oerter, Prag.

PDF - tschechische Originalfassung :©Prof. Dr. Jan Royt, Prager Karls-Universität

PDF - deutsche Übersetzung mit Illustrationen ©Prof. Dr. Jan Royt, Prager Karls-Universität, Fotos: © Roman Josefik Žumberk/Sonnberg


 

Wandmalereien des 14. Jahrhunderts
in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer Žumberk/Sonnberg Südböhmen

 

Nachfolgend wird sinngemäß aus dem Gutachten von Restaurator Antonín Hamsík, ak. Malíř, Prag, 2009, zitiert (Übersetzung Dr. Tomas Sterneck, Ernst Wohlschläger):

 

Einführung

Die Kirche St. Johannes d. Täufer befindet sich in Südböhmen in der Gemeinde Žumberk/Sonnberg innerhalb einer mittelalterlichen Befestigungsanlage (Wehrdorf) aus dem Jahre 1611. Das Gut Sonnberg war bereits Mitte des 13. Jahrhunderts besiedelt. Als damalige Besitzer werden 1279 die Gebrüder Engelschalk, Smil, Pardus und Johann angeführt  (siehe Anton Cechner „Topographie d. Historischen und Kunst-Denkmale, Der Politische Bezirk Kaplitz, Prag 1929, Seite 412).
Wahrscheinlich wurde die Kirche St. Johannes der Täufer in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und wird als Pfarrkirche bereits 1332 und 1384 in Urkunden („IN DECANATU DOUDLEBIENSI ET ARCHIDIACONATU BECHINENSI“) erwähnt  (siehe Johann Trajer „Diözese Budweis“, Budweis 1862, Seite 364).
Nach diesen Dokumenten wurde das Presbyterium in den Jahren 1370 bis 1412 auf Kosten des Kirchenpatrons – des damaligen Herrn v. Rosenberg – neu eingewölbt (siehe oben). 1423 von den Hussiten eingeäschert, wurde die Kirche 1455 als dreischiffige, 1513 zu einer  vierschiffigen spätgotische Hallenkirche nebst Turm wieder aufgebaut bzw. umgebaut. Die Kirchendächer mussten 1887 nach einem verheerenden Brand erneuert werden. 1875 bis 1881 wurde die barocke Innenausstattung entfernt und durch neugotisches Mobiliar ersetzt (siehe Anton Cechner „Topographie d. Historischen und Kunst-Denkmale, Der Politische Bezirk Kaplitz, Prag 1929, Seite 415).
Seit 1945 verwaist und im Niedergang, wird die Kirche (als ehemalige Pfarrkirche Sonnberg der Pfarrgemeinde Trhove Sviny/Bistum Budweis unterstellt) seit 2005 auf Initiative eines deutsch-tschechischen Vereins wieder instandgesetzt und restauriert.

Erste Untersuchungen bereits 2004

Bereits im September im Jahre 2004 wurde in der Sonnberger Kirche auf Anregung und mit Unterstützung des Verwalters der Festungsanlage (jetzt Nebenstelle des Südböhmischen Historischen Museums in Budweis)Roman Josefik, eine wegweisende restauratorische Untersuchung durch den Restaurator Antonin HAMSíK/Prag vorgenommen, anhand der wertvolle gotische Malereien (Fresko- „In-Putz“ und Secco-„Auf-Putz“ Wandmalereien) aus dem späten 15. Jahrhundert an der Nordwand des Kirchenschiffes nachgewiesen wurden (Restaurátorskýu Průzkum,  stratigarfie omnitek,  kostel Stětí sv. Jana Křtitele Žumberk,  Září 2004  Restaurátor: Antonín Hamsík ak. Malíř, Prag).  
Leitmotiv dieser entdeckten Fragmente ist eine überlebensgroße Christusfigur. Die freigelegten Fragmente wurden lokal fixiert um zu verhindern, dass sie bis zur eigentlichen Restauration in damals vermuteten zwei bis fünf Jahren, durch Umwelteinflüsse zu sehr angegriffen würden.
Anhand dieser Voruntersuchung bzw. dieser Funde war zu erwarten, dass im Inneren der Kirche weitere hochwertige Wandmalereien zu finden sind. Da seit der ersten Untersuchung schon mehr als fünf Jahre vergangen waren, wurde es 2009 allerhöchste Zeit, die vorgesehen komplexe Untersuchung durchzuführen und umfassende und qualifizierte Informationen über die insgesamt notwendigen restaurativen Arbeiten und insbesondere die Restauration der Malereien zu liefern und damit auch Entscheidungshilfen für das weitere Schicksal der künstlerischen Ausgestaltung der Kirche zu geben. Diese Untersuchung wurde 2009 durchgeführt.

Zustand der Kirche vor der Restaurierung

Die Kirche Enthauptung St. Johannes d. Täufer in der Gemeinde Žumberk/Sonnberg wurde im Jahre 1455 gebaut, wobei Tragwerk und Pfeiler und das dreischiffige Netzgewölbe auf die Zeit um 1500 zu datieren sind.  Das Kirchenschiff macht einen äußerst subtilen und zartgliedrigen Eindruck und auch die Umfassung (Außenmauerwerk) darf als sehr gelungen bezeichnet werden.
Im Rahmen der seit 2005 durchgeführten Grundsanierung wurden der Dachstuhl der Kirche, die Bedachung des Kirchenschiffes und der Außenputz des Turms sind bereits vollständig restauriert, die Grundmauern der Kirche trockengelegt und Fenster und Türen komplett erneuert bzw. aufwendig wieder hergestellt. Alle Turmgeschosse inkl. Glockenstuhl sind ebenfalls erneuert worden.  Das Mobiliar der Kirche befindet sich in einem sehr schlechten Zustand, relativ anspruchslos ausgeführt (Neugotik/1880) und steht in einem gewissen Kontrast zu der sehr hochwertigen und klaren Architektur der Kirche.
Der Innenraum des Gotteshauses einschließlich der Wände ist mit einer Staub- und Schmutzschicht bedeckt, Grundanstrich und ursprüngliche Malereien sind durch einen drei bis zehnlagigen Kalkanstrich überdeckt und durch zahlreiche Mörteleinschlüsse (Plomben) und Ausbesserungen unterbrochen, teilweise aber auch mit Tonfarbenanstrichen (Presbyterium, Sakristei) versehen .
Der Innenputz der Kirche ist bis in einer Höhe von 80 bis 150 cm durch die langjährige aufsteigende Feuchtigkeit des Mauerwerks stark beschädigt. Diese Schäden führten dazu, dass der Putz und die betroffenen verschimmelten Flächen entfernt bzw. abgefräst werden mussten. Gleichfalls müssen Elektroinstallation und Beleuchtung komplett erneuert werden...

Ergebnisse und Empfehlungen

Im Rahmen der Untersuchung durch die Restauratoren wurden mehrere Bauabschnitte der Kirche nachgewiesen:

1. Das ursprüngliche Gotteshaus (um das Jahr 1332 gegründet)  bestand aus einem einschiffigen Chor (Presbyterium )  und trug eine flache Balkendecke ( die ursprüngliche Höhe ist an der rechtseitigen Wand am Triumphbogen erkennbar) .

2. Einäscherung durch die Hussiten (1442) und Umbau zu einer dreischiffigen Kirche (1455).

3. Erweiterung zu einer vierschiffigen Kirche (Umbau in mehreren Abschnitten um 1500).

Dieser letzte Umbau zu einer symmetrischen vierschiffigen Kirche lässt sich unter anderem an der unterschiedlichen Form der Säulen nachweisen, verschiedene Wandausbuchtungen gehören dazu und auch fehlendes passend geformtes Mauerwerk im oberen östlichen Teil der linken Seite des Triumphbogens. Dadurch verschieben sich die Datierungen der Malerei an der Nordwand bis in den Zeitabschnitt rund um 1500.
Der wertvollste Fund sind die Malereien an der nördlichen Wand des Presbyteriums. Sie lassen sich auf die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts datieren und nach ihrer vollständigen Freilegung und Restaurierung werden sie ganz sicher genauso wie die Malereien  an der Nordseite des Kirchenschiffs eine bedeutenden Beitrag zur bisher bekannten gotischen Malerei Südböhmens leisten.
Ein weitere interessant Fund sind Malereien der Barockphase (Kronen am Kapitell, Marmorierungen der Pfeiler, dekorative Malereien an der nördlichen Wand des Kirchenschiffes, ein imaginärer Altar im Bereich des rechten Seitenaltars) einschließlich Datumsangaben über dem Triumphbogen (1716).  Anhand dieses Datums, so nehmen wir an, lässt sich der Zeitabschnitt bestimmen, in dem Maler des Barocks die Kirche ausgeschmückt haben. 
Im Hinblick auf die beträchtlichen Schäden an einigen Partien des Putzes und dementsprechend auch der farbigen Schichten wird eine sehr anspruchsvolle restaurative Arbeit erforderlich sein. Es wird notwendig sein, die (Anstrich-) Schichten einzeln abzunehmen und zu fixieren (Neuzeit, Barock und gotischer Zeitabschnitt) und einzeln aber auch durchlaufend eigenständig zu dokumentieren.
Die umfangreiche denkmalpflegerische Untersuchung  bestätigt die Annahmen der ersten Orientierungsuntersuchung (2004) über den Umfang der gotischen Farbschichten in einer Größenordnung von 60 bis 70 % der gesamten Fläche...

Empfehlung der Restauratoren

Die Orientierungsuntersuchung in 2004 konstatiert, dass trotz der schützenden Fixierung der freigelegten Teile der Wandgemälde, die Restaurierung innerhalb von zwei bis fünf Jahren durchgeführt werden müsse. Diese Zeitspanne ist bereits verstrichen und es ist deshalb zur Sicherung der dieser Objekte notwendig, unverzüglich mit der Restaurierung zu beginnen,  insbesondere mit den Wandmalereien des Presbyteriums und des Kirchenschiffs (Nordwand).
Die Restauratoren empfehlen unter Berücksichtigung der professionellen, zeitlichen und auch finanziellen Möglichkeiten, die notwendigen Arbeiten in mehreren Etappen durchzuführen...

Zusammenfassung

... Die Kirche St. Johannes d. Täufer kann sich dank der hohen architektonischen Qualität, der einzigartigen historischen Wandmalereien und unter Berücksichtigung der umliegenden Objekte (Renaissance-Feste mit Herrenhaus, jetzt Museum) zu einem außerordentlich attraktiven Denkmal der Region mit einer hohen Anzahl von Besuchern entwickeln...

©Antonín Hamsík, ak. Malíř, Prag


 

Restaurierung der Fresken 2010/2011

Im Rahmen der seit Jahren andauernden umfassenden Sanierungsarbeiten in der Sonnberger Kirche wurde 2010/2011 im Presbyterium der Kirche ein ca. 5m breiter Fries mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert freigelegt und restauriert.
Die einzelnen Restaurierungsphasen wurden fotografisch dokumentiert und können unter dem folgenden Verweis eingesehen werden:

Fresken Fotoserie (©Roman Josefik Žumberk/Sonnberg)

Der Abschluss der Restaurierungsarbeiten wurde in den tschechischen Medien hinreichend gewürdigt. Nachfolgend die Verweise zu den einschlägigen Presseveröffentlichungen und deutschen Übersetzungen:

Fresko
Trhove Sviny

 


 

Fresko
Fresken
Fresko
Freska

Fotos: ©Roman Josefik Žumberk/Sonnberg und ©CZTV

 

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