Die Pfarrgemeinde Žumberk/Sonnberg |
- Pfarrchronik - |
Die Sonnberger Pfarrchronik ( Pfarrgedenkbuch St. Johannes d. T. in Sonnberg), wurde von 1758 bis 1946 von den Sonnbergern Pfarrern geführt.
Die Chronik war nach 1946 verschollen und ist erst 2002 bei Restaurierungsarbeiten in der Schweinitzer Pfarrkirche (Trhove Sviny ) auf wundersame Weise wieder aufgefunden worden. Das Original der Chronik wird jetzt vom Bistum Budweis verwahrt. Das Bistum Budweis hat dem Förderverein Pfarrkirche Sonnberg e.V. freundlicherweise eine Kopie zur weiteren Auswertung zur Verfügung gestellt.
Die Chronik, ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument, das bereits A. Cechner in seiner Topographie der Historischen- und Kunstdenkmale, Bezirk Kaplitz, als Quelle zu Sonnberg anführt, soll systematisch aufgearbeitet werden. Der Heimatkundliche Verein für Südböhmen und der Förderverein haben sich dieser Arbeit angenommen.
Das letzte Kapitel der Chronik und der Pfarre Sonnberg
wurde in den Jahren 1945 und 1946 in tschechischer Sprache geschrieben und hat folgenden Wortlaut (Übersetzung durch Dr. Sterneck, Budweis / 2005):
„In nomine Domini – anno 1945
Im Oktober 1945 ging der bisherige Pfarrer František Reichenauer nach Österreich (Neumarkt bei Freistadt). Hochwürden Reichenauer machte keine Aufzeichnungen über die Ereignisse bis Ende des Jahres 1944, sowie vom Jahre 1945. Das ist verständlich. Das Jahr 1945 war wirklich ein revolutionäres Jahr, voller Ereignisse und für die Deutschen, die in den Sudeten – unserem Grenzgebiet – zu Hause waren, in dem Sinne verhängnisvoll, dass sie gezwungen wurden, nach Deutschland auszuwandern. Bereits Ende 1944 war es offenkundig, dass sich die Front näherte, denn nach Südböhmen kamen Flüchtlinge deutscher Nation aus Jugoslawien und später, 1945, auch aus Ostpreußen und aus anderen Gebieten. Die Lage war verworren.
Am 5. Mai 1945 war es klar, dass Deutschland kapitulieren würde. In Prag begann die Erhebung gegen die deutschen Besatzer; am 9. Mai 1945 wurde sie erfolgreich beendet.
In Böhmen lagerten etwa 6 Monate die Armeen, die uns befreit hatten. Hier war das russische Heer (die Rote Armee).
Die Religionsverhältnisse in den Grenzgebieten sind sehr bedauerlich. Geldgier und Habsucht sind die Hauptursachen des Verfalls der Religion und damit der schwindenden Teilnahme am Gottesdienst. Im Jahre 1946 kamen sonntags 35 bis 70 Leute in die hiesige Kirche. Die erste Wallfahrt war trostlos, es kamen etwa 40 Leute in die Kirche. Sonntags wird viel gearbeitet – es wird vermutet, dass deshalb das Grenzgebiet (mal) teuer bezahlt werden muß… "
>>> [Mit anderer Hand:]
„ Diese Eintragung schrieb Hochwürdiger Herr Ferdinand Klíma, der hier nach dem Fortgehen des Hochwürdigen Herrn František Reichenauer, hiesigen Pfarrers, zum Administrator excurrendo genannt wurde. Die Administratur führte er vom 1. 11. 1945 bis 30. 11. 1946.
Ab 1. 12. 1946 wurde er von Schweinitz als Administrator nach Chraštice, Bezirk Pisek, versetzt. Da das Konsistorium keinen Priester hatte, den man hierher schicken konnte, und in der Nähe es auch keinen Priester gab, der die Administratur antreten würde, übernahm diese excurrendo der Verfasser dieser Zeilen, der Schweinitzer Dechant Jan Dobrodinský. In Anbetracht der Ausdehnung der Schweinitzer Pfarrgemeinde, wo neben dem Dechanten 2 Kapläne sein sollten, er jedoch ganz allein ist, stellt diese Administratur excurrendo eine schwere Last dar.
Der Winter von 1946-1947 war fürchterlich! Die Wege waren so verschneit, wie es noch niemand erlebt hatte. Sogar hierher wollte mich niemand fahren. Eines Sonntags konnte ich mir trotz aller Bemühungen kein Fuhrwerk verschaffen, und daher kam ich nicht zum Gottesdienst. Am anderen Sonntag fuhr der Schlitten von Schweinitz fast 3 Stunden (!!!) über Božejov, wobei ich einen Teil des Weges vor dem Pferd bis zum Gurt im Schnee watete (mit Talar im Reisemantel). Am anderen Sonntag kamen zum hiesigen Gottesdienst 3 (in Worten drei!) Leute. Niemand soll sich also über die Mängel einer solchen Seelsorge wundern.“
Damit endet 1946 die letzte Eintragung der Chronik und enden 700 Jahre Pfarrgemeinde Sonnberg in dieser Chronik.
Nachtrag: Der letzte deutsche Ministrant bei H.H. Klima in Sonnberg war bis Juni 1946 Franz Sommer (Heislahnei).