FV PK Sonnberg/Zumberk e. V.
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Žumberk/Sonnberg- in der Geschichtsschreibung

 

Als ehemaliger Sonnberger über die Geschichte Sonnbergs zu schreiben, scheint mir ebenso schwierig zu sein, wie aus dieser Warte der Geschichte Žumberks gerecht zu werden. 60 Jahre nach Kriegsende mag es möglich sein, eine gemeinsame Sicht auf die Vergangenheit zu finden. Trotzdem meine ich, dass zum besseren Verständnis die unterschiedlichen Sicht- und Denkweisen, wie sie bis in die jüngste Vergangenheit gehegt und gepflegt wurden, hier auch wiedergegeben werden sollten:

Siegel aus der Ortschronik

 

 
 
  Sonnberg - Geschichte der Pfarrgemeinde
 

 

 

 

 

 

 

Sonnberg/Žumberk, ein Wehrdorf aus der frühen Neuzeit

- liegt an der Kreisstraße 156 zwischen Nové Hrady/Gratzen und  Thrové Sviny/Schweinitz, ca. ein km südwestlich von Zár/Sohors. Das Dorf ist wie eine wehrhafte Burg befestigt: Stadtmauern umgeben mit Rundtürmen das eigentliche Dorf mit Kirche, Meierhof, Dorfplatz und Wohngebäuden; etwas außerhalb befindet sich der neue Friedhof. Davor gen Südwesten der aufgestaute ehemalige Mühlbach, nun ein kleiner See, der dem ganzen Ensemble eine besondere Note gibt.

Der Ort wird als Sonnberg oder Sunnberch zum ersten Mal im Jahre 1279 erwähnt, als die Brüder Engelschalk, Smil,  Pardus und Jan Besitzer waren. Als Schutzherr der Kirche St. Johannes der Täufer wurde Pešík von Hrádek im Jahre 1360 erwähnt. Danach gehörte die Ortschaft den Geschlechtern Pouzar von Michnice und Dlouhoveský von Dlouhá (1597) und seit dem Jahre 1602 dauernd den Rosenbergern.

Zu Lebzeiten des letzten Rosenbergers, Peter Wok, wirkte in Sonnberg ein Künstler von europäischem Rang - Theobald Hock von Zweibrücken, ein deutscher Dichter. 1610 erhielt er von Peter Wok die Ortschaft Sohors nebst Sonnberg geschenkt und ließ die Feste in Sonnberg zu einem Lustschloss im Renaissancestil herrichten. In der Schlacht am Weißen Berge 1620 kämpfte Theobald Hock auf Seiten der Böhmischen Stände; danach verlieren sich seine Spuren in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Seine Gedichtsammlung „Schönes Blumenfeld“ hat ihn überlebt und wird noch heute wegen ihrer poetischen Kraft und Schönheit bewundert.

Im Jahre 1618 wurde Sonnberg von den Herren von Schwamberg (Herrschaft Gratzen) übernommen. Wegen der Teilnahme am Böhmischen Aufstand wurde ihnen aber bereits im Jahre 1620 Sonnberg wieder aberkannt und noch im gleichen Jahr hat Kaiser Ferdinand II. die Feste nebst Gratzen/Nové Hrady, Rosenberg und Libějovice seinem General Karl Bonaventura Buquoy übereignet.

Unter diesen Umständen verlor die Feste Sonnberg/Žumberk sehr schnell ihre ursprüngliche Bedeutung als befestigter Herrschaftssitz. In den folgenden Jahrzehnten diente der Renaissancebau den höheren Bediensteten der Herrschaft Gratzen nur noch zu Wirtschafts- und Wohnzwecken. Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Herrschaftshof aufgehoben und im Jahre 1817 an vier hiesige Bauern verkauft, deren Nachkommen hier bis zum Ende des Jahres 1945 gelebt und gewirtschaftet haben.

Nach der Volkszählung aus dem Jahre 1910 gehörten zur politischen Gemeinde Sonnberg die Ortschaften  Buschendorf, Dörfles, Sonnberg, Tritschmersch und Wieden mit insgesamt 669 Einwohnern, davon Sonnberg mit 295 Einwohnern.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die deutsche Bevölkerung zwangsweise ausgesiedelt und in alle Winde zerstreut. Ehemalige Sonnberger und ihre Nachkommen leben heute in Deutschland, Österreich, den nordischen Ländern und in Übersee.

Tschechische Ansiedler sollten ab 1946 die vertriebene deutsche Bevölkerung Schritt für Schritt ersetzen. Die Gemeinde hat jedoch nie wieder ihren alten Bestand erreicht und viele Anwesen sind in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verfallen und aufgegeben worden. Heute hat der Ort Sonnberg/Žumberk nur noch ca. zwei Dutzend Einwohner und gehört als Ortschaft zur politischen Gemeinde Sohors/Žar.

Das alte Herrenhaus aus der Renaissance wurde mitsamt dem Festungsgelände zwischenzeitlich verstaatlicht und in den Jahren 1969 – 1974 umfangreich renoviert und in seiner ursprünglichen Form und Ausstattung wiederhergestellt. Gleichzeitig wurden der südwestliche Abschnitt der Festungsmauer und das Festungsgelände wieder hergerichtet. Das Gebäude hat das Südböhmische Museum in České Budějovice / Budweis in seine Verwaltung übernommen und es der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. In den Jahren 1995 -1998 wurden zwei der fünf bestehenden Rundtürme restauriert und von 1997 bis 1998 auch der See unterhalb des Herrenhauses erneuert und wieder aufgestaut.

In der Mitte des Dorfes, in der Nachbarschaft zum Herrenhaus, befindet sich ein weiteres einzigartiges Baudenkmal: die vierschiffige spätgotische Kirche Hl. Johannes des Täufers aus dem 15. Jahrhundert. Presbyterium und Sakristei stammen aus dem 14. Jahrhundert.  Die Kirche wird z. Zt. aufwendig renoviert; die spätgotischen Fresken im Mittelschiff und im Chor sollen wieder freigelegt und restauriert werden. Den neu hergerichteten  Kirchplatz schmückt ein Bildstock, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, der früher am nördlichen Dorfeingang am neuen Friedhof stand. 

Žumberk/Sonnberg heute: Ein romantischer verträumter kleiner Ort, eingebettet in eine Landschaft von einer ernsten, unspektakulären Schönheit, die manche Geschichte erzählt und doch vieles verschweigt.  Nur wenn man genauer hinschaut, erfährt man von der wechselvollen über 700-jährigen Geschichte Sonnbergs und den steinernen Zeugen seiner Vergangenheit.
Žumberk/Sonnberg - ein fast vergessener Ort irgendwo in Südböhmen -  ist es wert, wieder entdeckt zu werden.

Ernst Wohlschläger

Siehe auch: Sonnberg im Modell / Südböhmisches Museum in Sonnberg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ansicht 1800

 

 

 

 

 

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