Žumberk/Sonnberg - historisch - aus tschechischer Sicht ...
"Denkmal der Landbevölkerung in Žumberk - Ständige Ausstellung des Südböhmischen Museums - in Žumberk",
- Südböhmisches Museum in České Budějovice, 1981-
"Žumberk wurde ungefähr um das Jahr 1250 am Rande eines tiefen Grenzwaldes in der Nähe des Svinenbaches gegründet, auf einer sonnigen Anhöhe einer Hügellandschaft, an deren Horizont sich das Panorama der bewaldeten Berghänge des Novohradsker- und Hühnergebirges erhebt. Die ursprünglich gotische Festung war Jahrhunderte hindurch Sitz des ländlichen tschechischen Kleinadels.
Als erster bekannter Herr von Žumberk wird 1279 Engelschalk mit seinen Brüdern Smil, Pardus und Jan genannt, in den Jahren 1383 bis 1412 war Pavlik von Žumberk Besitzer, dessen Nachkommen, sein Sohn Vilem und sein Enkel Ludvik, auf der Festung bis Ende des fünfzehnten Jahrhunderts lebten. Nach ihnen war während des ganzen sechzehnten Jahrhunderts Besitzer der Feste das Rittergeschlecht der Pouzars aus Michnice (s. Wappen), deren Angehörigen auch die nahe Burg Cukenstejn bei Nove Hrady gehörte. Vom Jahre 1544 an gehörte Žumberk Vilem Pouzar und nach seinem Tod dann seinem Neffen Jindrich Pouzar von Cukenstejn . In der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts wurde in Zumberk eine Pfarrei gegründet. Unter Vilem von Žumberk wurde im Jahre 1455 ein neuer Turm und ein gotisches Kirchenschiff erbaut, dessen architektonische Lösung an verschiedene Elemente der Prager Bethlehemskapelle erinnert. Offenkundig baute Ludvik von Zumberk die Festung und wahrscheinlich auch die Festungsmauern mit den Bollwerken um zum Schutz gegen die damalige türkische Bedrohung von der Unterdonau her.Der Ritter Jindrich Pouzar von Michnice und zu Žumberk, zu dessen Lebzeiten der von dem hindurchfließenden Bach von Trhove Sviny gespeiste Teich bereits nachweisbar einen Bestandteil des Bollwerks der Feste bildet, war in den Jahren 1549 bis 1600 Inhaber und Erbauer von Žumberk, das er zu einem Renaissanceschloß umgestaltete. Zu diesem Objekt gehörte ein großer Meierhof sowie eine Mühle. Ferner bestand der Besitz der Pouzars aus der gotischen Burg Cuknstejn, zwei weiteren Festen (Chvalkov und Michnice) samt Meierhöfen und einer Reihe von Leibeigenendörfern (Žumberk, Kondrac, Kleni, Veska, Pěčin, Lniste, Borsikov, Otevek, Michnice).
Herr Jindrich starb im Jahre 1600 und wurde in der Ortskirche bestattet. Das bezeugen der Grabstein im Inneren des Gotteshauses und ein gegen Ende des 16. Jahrhunderts geschaffenes Votivbild. Dieses ist ein seltenes Beispiel der Renaissancemalerei, Werk eines unbekannten Künstlers, mit der ältesten erhaltenen Abbildung von Žumberk und einer alttschechischen Inschrift: „Allhier ruhet der edle Herr Jindrich Pouzar von Michnice und zu Žumberk, gestorben im Jahre des Herrn 15..., am ... Tage des Monates... den Gott der Herr am Jüngsten Tage mit seinen Erkorenen zur Seligkeit erwecken möge“.
Der Ritter Jindrich Pouzar von Michnice und zu Žumberk, Höfling und Ratgeber des Herrn Vilem von Rosenberg und einer der Hauptleute der Landschaft Bechyne, war zweifellos ein humanistisch gebildeter typischer Adeliger der Renaissancezeit, ein weltkundiger Diplomat im Dienste der Rosenberger. An seine Zeit, da die Landschaft Nove Hrady noch zu den blühenden Gegenden Südböhmens gehörte, erinnert im Žumberk der sog. Kleine Rosenberger Salon, ein im ursprünglichen Zustand erhaltener Wohnraum aus dem 16. Jahrhundert, mit Fragmenten der ursprünglichen Wandmalereien und einem zeitgemäßen Bibelzitat in alttschechischer Sprache, mit der erhaltenen ursprünglichen Balkendecke samt dem geschnitzten Wappen der Rosenberger und einem renovierten Erker, der als Abort diente.
Ein überaus einprägsames Bild der damaligen Zeit vermitteln die kostbaren Renaissancemöbel aus den Sammlungen des Südböhmischen Museums. Ein wahres Kleinod ist ein sog. Varguenol, ein in Spanien gegen Ende des 16. Jahrhunderts geschaffenes Kabinettschränkchen mit vielen kleinen Schubfächern, das als Schreibtisch diente. Andere wertvolle Stücke sind ein ledernes Antipendium zu Ehren der Jungfrau Maria aus Netolice, ein Florentinerstuhl, ein Tisch im Stil der lombardischen Renaissance, eine Tiroler Truhe sowie ein polychromer holzgeschnitzter Apostes aus Prachatice. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verfertigt und aus Zlata Koruna stammend ist eine interessante intarsierte Truhe mit der lateinischen Inschrift: „Das Übel geht den Gottesfürchtigen nicht aus dem Wege, doch schützt sie die Vorsehung Gottes.“
suchte Žumberk neu herzurichten, um diesem ländlichen Objekt den Glanz einer herrschaftlichen Residenz im Renaissancestil zu verleihen. An seine Zeit erinnert ein steinernes Relief mit dem Hockschen Wappen aus dem Jahre 1613 nahe der Burg, am Haus Nr. 43, das zum Meierhof gehörte.Der aus der Pfalz stammende Theobald Hock stand seit 1601 im Dienst von Petr Vok und war ein deutsch schreibender Dichter. Neuerdings wird er überaus geschätzt als einer der bedeutendsten Lyriker des beginnenden 17. Jahrhunderts, als Vorläufer der frühbarocken deutschen Poesie. Durch Bildung und diplomatisches Geschick gewann er die Gunst Petr Voks und wurde in dessen Beziehungen zur habsburgfeindlichen Opposition eingeweiht. Auf Petr Voks Fürsprache wurde er in den Adelsstand erhoben, sein Familienwappen durch kaiserlichen Majestätsbrief von 1605 aufgebessert und sein Rang auch im Testament des letztes Rosenbergers abgesichert. In der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg wurden die beiden Hocks auf Geheiß der kaiserlichen Statthalter, die zweifellos einen Eigentumszwist zwischen beiden ausnützten, der Fälschung des kaiserlichen Majestätsbriefes und des Testaments Petr Voks bezichtigt, verhaftet, eingekerkert, zum Tode verurteilt, und ihr Eigentum wurde konfisziert. Nach Ausbruch des Aufstands der Stände 1618 wurde jedoch der Prozeß revidiert und die beiden Verurteilten freigelassen. Theobald Hock starb sodann unter ungeklärten Umständen während des Dreißigjährigen Krieges noch vor 1625, und Johann Hock ließ sich in Jindrichuv Hradec nieder.
Im Jahre 1618 wurde Žumberk mit der Herrschaft Nove Hrady vereinigt, die der Rosenbergsche Erbe Petr von Svamberk, ein führender Vertreter der habsburgfeindlichen Opposition, erworben hatte.
Nach der Niederlage der tschechischen ständischen Erhebung in der Schlacht am Weißen Berg wurde sein Eigentum konfesziert. Nové Hrady mit Žumberk verlieh 1620 Kaiser Ferdinand II. dem General Karl Bonaventura Buquoy. Seither wurde die Burg Žumberk als Schlößchen instand gehalten, zur gelegentlichen Verwendung der Buquoyschen Obrigkeit. Für die Angestellten der örtlichen obrigkeitlichen Verwaltung errichtete man damals Unterkünfte als Zubauten zu den Basteien an der Burgmauer.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entsprach die alte Burg nicht mehr der standesgemäßen Lebenshaltung der buquoyschen Obrigkeit, und auch der hiesige Herrenhof gab auf den Böden minderer Güteklassen nicht mehr den erwünschten Ertrag. Darum wurden seit den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts die Festungsobjekte und die Grundstücke des Hofs unter die hörigen Interessenten aufgeteilt. Die Angestellten der Obrigkeit übersiedelten ins Schloß. So kamen die Objekte von Žumberk allmählich in die Hände von Kleinbauern
An den Aufschwung der Glashütten bei Nove Hrady, die vom 17.Jahrhundert bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts die Haupteinnahmequelle und die Grundlage des Reichtums der Buquoys bildeten, erinnern Muster von Hyalitglas, schwarzem und rotem undurchsichtigen Glas, wie es seit 1818 in den buquoyschen Glashütten gefertigt wurde. Es errang alsbald Berühmtheit auf den Märkten Europas, was auch die ständige Ausstellung des Südböhmischen Museums zeigt, die in den Räumlichkeiten der Burg von Nove Hrady zu sehen ist.
In der Epoche, die auf die Schlacht am Weißen Berg folgte, war Žumberk als Teil der buquoyschen Herrschaft von Nove Hrady harter Germanisierung ausgesetzt und wurde schrittweise fast ausschließlich von deutschsprachigen Bauern aus Österreich besiedelt. Ebenso wie dieses gesamte Grenzgebiet, das sich nach und nach in einen wirtschaftlich rückständigen bäuerlichen Landstrich verwandelt, wird auch Žumberk, überdies ganz am Rande des buquoyschen obrigkeitlichen Interessenbereichs gelegen, insbesondere seit Ende des 18. Jahrhunderts zu einer Gemeinde von überwiegend armen Kleinbauern und Landlosen. Einst - vor der Schlacht am Weißen Berge - tschechischer Adelssitz, wurde Žumberk nun vernachlässigt, ohne Reparaturen belassen, verfiel und ein Teil der Befestgungen wurde als Baumaterial abgerissen. Auch unter der ersten, bürgerlichen Republik verkam die Burg immer mehr. In den dreißiger Jahren war der Zustand der Objekte geradezu desolat. Wirkungslos verhallte damals der Ruf nach staatlichen Zuwendungen zur Reparatur des Dachstuhls, des Dachbelags und der Risse im Gemäuer.
Nach der Befreiung der Tschechoslowakei im Mai 1945, die ebenfalls die Wiedervereinigung der abgetrennnten Grenzlandschaft von Nove Hrady mit der Republik zur Folge hatte, lösten tschechische Neusiedler die deutschen Einwohner von Žumberk ab. Doch wurde die Gemeinde nicht mehr zur Gänze bewohnt, eine Reihe von Anwesen wechselte die Besitzer, manche wurden in den fünfziger Jahren aufgelassen. Die arg verwitterte Burg - nunmehr Staatseigentum - sollte ursprünglich instandgesetzt und als Kinderheim eingerichtet werden, doch wurde dieses Vorhaben später als ungeeignet aufgegeben. Zwar entschied man sich 1957, das Objekt als historisches Denkmal zu erneuern und für das Südböhmische Museum zu verwenden, doch änderten sich die Ansichten über eine zweckdienliche Ausnützung mehrmals. So kam es, daß die ganzen sechziger Jahre hindurch nichts geschah, um die Überreste zu rekonstruieren und als charakteristischen Landsitz des tschechischen Kleinadels der Epoche vor der Schlacht am Weißen Berg in spätgotischem und Renaissancestil der Nachwelt zu erhalten
Eine ausgiebige Rekonstruktion der Burg im Sinn des Denkmalschutzes erfolgte nach 1969, vor allem zwischen 1971 und 1973. Als Einleitung der gesamten Sanierung und Erneuerung der ganzen unter Denkmalschutz stehenden, ursprünglich befestigten Gemeinde Žumberk, jetzt einer Siedlung der Gemeinde Žar, für Touristik und Erholung, wurden die Arbeiten im Jahre 1974 abgeschlossen. Die Rekonstruktion der Burg wurde vom Bauunternehmen des Kreises České Budějovice vorgenommen, die Sgraffito-Verzierungen im Hof vom Denkmalschutz Tabor erneuert. An der Wiederherstellung der Burgmauern und des befestigten Areals beteiligten sich Einwohner der Gemeinde. Seit 1972 steht die Burg unter Verwaltung des Südböhmischen Museums in Ceské Budejovice, das auch die Wiederherstellungsarbeiten leitete. Der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde hier 1974 und 1975 die Ausstellung südböhmischer bemalter Volksmöbel sowie die der Geschichte der Örtlichkeit gewidmete einführende Ausstellung. Beide wurden sodann wesentlich erweitert und 1980 neu installiert."
... restauriert und hergerichtet als historisches Denkmal und Museum - Žumberk heute!