FV PK Sonnberg/Zumberk e. V.
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Die Kirche St. Johannes des Täufers in Žumberk/Sonnberg

- Fresken / 16. Jahrhundert -

Während der laufenden Rekonstruktionsarbeiten im Kircheninnern haben der Kunstmaler und Restaurator Antonín Hamsík und der Restaurator Pavel Hála vom Gerüst aus restauratorische Ergänzungen vorgenommen, nachdem am 20. und 21. Februar 2012 ein unerwarteter und sehr wertvoller Fund von spätmittelalterlichen und manieristischen Wandmalereien im Kircheninnern zutage gefördert worden war.

Fresken

 

Wandmalereien der Renaissance um 1513
in der Pfarrkirche St. Johannes der TäuferŽumberk/Sonnberg Südböhmen

Die Restaurierung der Sonnberger Innenkirche nahm Anfang 2012 einen unvorhergesehenen Verlauf. Nachdem bereits 2010/2011 die Fresken im Chor der Kirche freigelegt und restauriert waren (siehe Gotische Fresken des 14. Jahrhunderts ), konzentrierten sich die Arbeiten in der Kirche Ende 2011 und Anfang 2012 auf die Restaurierung der Gewölbestrukturen im Hauptschiff und in den Seitenschiffen. Bei diesen Arbeiten wurden sehr gut erhaltene Inschriften, ornamentaler und figürlicher Wandschmuck und eine umfangreiche Wappendarstellung – alles der  Renaissance um 1500 zuzuordnen - entdeckt. Geradezu als sensationell kann die Inschrift über dem Triumphbogen bezeichnet werden, anhand der sich der Umbau der Kirche in die jetzt vorhandene vierschiffige Form konkret auf das Jahr 1513 datieren und der damalige verantwortliche Baumeister als Maister Hans zu Schweincz (s. o.) identifizieren läßt.

Über diesen Fund berichtet Mag. Roman Lavička vom Nationalen Institut für Denkmalpflege, Kunsthistorische Abteilung, in České Budějovice/Budweis wie folgt:

(Übersetzung: Wolf B. Oerter, Prag /  Fotos: © Slavomir Kubeš MF DNES)


 

„Die Kirche Johannes des Täufers in Žumberk (Sonnberg) bei  Trhové Sviny (Schweinitz) lüftete nach 500 Jahren ihr Geheimnis.
Neue Wandmalereien im Kircheninneren entdeckt!

 © Roman Lavička, České Budějovice
umělecko historické oddělení, Národní památkový ústav
(Nationales Institut für Denkmalpflege, Kunsthistorische Abteilung, Budweis)

Während der laufenden Rekonstruktionsarbeiten im Kircheninnern haben der Kunstmaler und Restaurator Antonín Hamsík und der Restaurator Pavel Hála vom Gerüst aus restauratorische Ergänzungen vorgenommen, nachdem am 20. und 21. Februar 2012 ein unerwarteter und sehr wertvoller Fund von spätmittelalterlichen und manieristischen Wandmalereien im Kircheninnern zutage gefördert worden war.

Spätgotische Wandmalereien:

Über dem Triumphbogen konnte eine deutsche Gedenkinschrift über den leitenden Steinmetzen und das Jahr der Fertigstellung des Kirchenumbaus freigelegt werden: „maister hans zu Schweincz [15]XIII°“, die von seinem Wappenschild mit dem Meisterzeichen flankiert ist. Diese umfassende und vollständig erhaltene Gedenkinschrift in einer mittelalterlichen Kirche hat in Südböhmen nicht ihresgleichen. Zwar besitzen wir die Signatur des obersten Rosenberger Steinmetzen Hanns Getzinger († vor 1526) am Kirchengewölbe in Chvalšiny (Kalsching) (1507-1514), und an der Fassade von Haus Nr. 32 in der Dlouhá ulice (Lange Gasse) in Český Krumlov (Böhmisch Krumau) wurde das Meisterzeichen des Steinmetzen Michal Rubik († 1517/1518) freigelegt, doch eine so vollständige Inschrift wie die des Hans zu Schweincz kennen wir aus Südböhmen nicht. Darüber hinaus datiert dieser Fund die Bauvollendung der Kirche in Sonnberg nicht nur genau und verhilft somit zu einer besseren Kenntnis dieses Kirchenbaus im Kontext des damaligen Bauschaffens, sondern er deckt zudem die Existenz eines bislang unbekannten Steinmetzen namens Hans von Schweinitz (= maister hans zu Schweincz) auf und bestätigt damit die im Mittelalter geübte Praxis, dass die Bauleitung dem bedeutendsten Steinmetz- und Maurermeister, dem sog. Polier oblag, unter dessen Führung eine Gruppe von Zimmermännern, Maurern und Steinmetzen arbeitete, die im Innern des Bauwerks andere Steinmetzzeichen anbrachten als dasjenige, das wir auf dem gemalten Wappenschild sehen.

An den Gewölbekappen des Netzgewölbes im Sonnberger Kirchenschiff konnten durch Sondierungen insgesamt 26 Wappenschilde teilweise freigelegt und bestätigt werden, die 1513 im Zuge der Fertigstellung des Kircheninnenraumes angebracht wurden. Viermal findet sich hier das Wappen der Rosenberger mit der roten fünfblättrigen Rose, zweimal ein Wappenschild mit gekreuztem Schlüsselpaar, ferner Schilde, die durch Streifen waagerecht und schräg geteilt und mit heraldischen Figuren gefüllt sind, die aber noch unklar und demzufolge nicht identifizierbar sind. Solange diese Wappengalerie noch nicht vollständig freigelegt und restauriert ist, kann ihre Bedeutung nur schwer eingestuft werden, also etwa, ob es sich hierbei um ein Ensemble von Adelswappen oder um ihre Kombination mit Zunftzeichen handelt, als Hinweis auf Personen, Geschlechter oder Individuen, die sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf bedeutende Weise an der Finanzierung des Umbaus der Kirche in Sonnberg beteiligt hatten. Die ihrem Ausmaß nach imposante Wappengalerie von bislang nicht genau identifiziertem Inhalt steht in Südböhmen einzigartig und ohne Vergleich dar. Hinsichtlich der Zunftsymbolik kann lediglich auf die reliefierten Schlusssteine am Gewölbe des Mittelschiffs in der Kirche der Verklärung Christi in Tabor verwiesen werden, die von Meister Staněk 1512 überwölbt wurde. Doch ist das Sonnberger Wappenensemble weitaus umfangreicher als das Beispiel aus Tabor.    
Manieristische Wandmalereien:
An der Westwand des Kirchenschiffs, und zwar über der Empore, fand sich im Gewölbefeld nahe der Nordwestecke ein gemalter deutscher Text mit dem Wappen von Theobald Höck (*1573 - † etwa 1625), dem Besitzer der Festung Sonnberg in den Jahren 1610-1617, also einer Zeit, als die Malerei im Kircheninneren entstand. Eine weitere und inhaltlich bislang nicht identifizierbare Malerei aus derselben Zeit hat sich über dem Portal erhalten, durch das man über eine Treppe die Empore betritt. Die aufgefundenen Malereien weisen denselben Charakter auf wie die im Innern der Sonnberger Festung befindliche Ausstattung und bestätigen somit, dass hier derselbe Maler am Werk war.
Theobald Höck (*1573 - † etwa 1625) wurde in der Unterpfalz geboren. Ab 1600 war er deutscher Sektretär am Hofe Peter Woks von Rosenberg († 1611), wo er die deutsche Korrespondenz des Regenten besorgte und sich gemeinsam mit Václav Březan um die Ergänzung des Bücherbestands kümmerte. Der letzte Rosenberger Regent übereignete ihm 1610 die Festung in Sonnberg und in Chvalkov bei Nové Hrady (Gratzen). Im Jahr 1617 erhielt Theobald Hock eine Vorladung der böhmischen Hofkanzlei, denn man beschuldigte ihn, die Urkunden über die adlige Herkunft seiner Familie gefälscht zu haben. Durch Gerichtsentscheid wurde ihm die Festung Sonnberg konfisziert. Die letzte Nachricht über T. Höcks Aufenthalt im Königreich Böhmen stammt von Juli 1619.
Die Bedeutung der mittelalterlichen Kirche:
Die vierschiffige Kirche Johannes des Täufers stammt ursprünglich aus der Zeit um die Mitte des 14. Jahrhunderts (Presbyterium, ein Teil der Kirchenschiffgiebel), um 1400 kam an der Nordwand des Presbyteriums ein Sakristeianbau hinzu, in den 1490er Jahren dann an der Westfassade ein Glockenturm, und in den Jahren 1505-1513 wurde das Kirchenschiff erweitert und mit einem Netzgewölbe versehen. Es erhielt somit die Gestalt eines vierschiffigen Kirchenbaus. Gleichzeitig wurden zwei Portale eingesetzt (an der West- und Südseite) und eine Empore eingezogen, die über eine heute nicht mehr vorhandene Wendeltreppe erreichbar war.
Die Kirche Johannes des Täufers ist ein bedeutendes Beispiel für die mittelalterliche Sakralarchitektur in Südböhmen, und insbesondere sein spätgotischer Bauteil gehört zu den wertvollen Arbeiten der sog. Rosenberger Bauhütte aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. An den Außen- und Innenwänden der Kirche hat sich mittelalterlicher Verputz erhalten, der, wie restauratorische Untersuchungen ergaben, durch mittelalterliche Wandmalereien ergänzt war, und Bauteile (Gewölberippen, Pfeiler, Portalgewände und Emporen) tragen eine ursprüngliche mittelalterliche Fassung. Mit den vorgefundenen mittelalterlichen Wandmalereien erweitert sich ihr Bestand und wächst unsere Kenntnis der mittelalterlichen Wandmalerei in Südböhmen. Außerdem tragen sie zur Wiederherstellung des Kirchenraumes dieses ursprünglich mittelalterlichen Gotteshauses bei.

České Budějovice, den 29. Februar 2012 "

 

tschechischer Originaltext

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Medienberichte:

2012 / © iDNES.CZ Bericht vom 06.03.2012 (Internet-Feature)
2012 / © CZ-TV Bericht am 02.03.2012 (TV-Reportage mit Fotos)
2012 / © CZ-Radio/Budweis Bericht am 01.03.2012 (Internet-Feature)
2012 / © Radiojournal-Reportage am 18.03.2012 (Budweiser-Rundfunk)

 

Fresken

Fresken

©Text: Radek Sima
 

Fresken

©Fotos: Slavomir Kubes
 
© Text: Radek Sima DNES ©Fotos: Slavomir Kubes MF.DNES
     
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© Stránky z 05_03_2012_JC_BUDEJOVICKE        

 

Wappengalerie:

Fotos: © Roman Lavička, České Budějovice

       
  Wappen
   
         
 
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