Žumberk/Sonnberg - die Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer - bis 1945
Die Pfarrgemeinde wird wohl analog zur ersten Nennung des Ortes vor ca. 800 Jahren im 13. Jahrhundert gegründet worden sein. Die wechselvolle Geschichte der Gemeinde läßt sich aus vielerlei Quellen belegen. Wobei, wie in der Geschichtsschreibung üblich, vor allem von Kriegen und Katastophen aller Art berichtet wird. Kriegswirren und -Greuel und in der Folge vielerlei biblische Plagen verschonten auch diesen abgelegen Landstrich Südböhmens nicht und werden überliefert.
Im 15. Jahrhundert verheerten die Hussiten das Land. Die Rotten des Taboriten-Hauptmanns Chwal verwüsteteten um 1425 Südböhmen:
"Mehrere aus einer Prachatitzer Rotte hieben zu Sonnberg zweien Priestern die Hände ab und beraubten den Pfarrer dort. " (Anton Teichl, Geschichte der Stadt Gratzen 1888).
Eine Zäsur für Südböhmen war der Dreißigjährige Krieg mit der Schlacht am Weißen Berge 1620 bei Prag. Die Böhmischen Stände (und damit auch der südböhmische Adel) verloren bekanntermaßen die Schlacht. Die Kaiserlichen siegten; Böhmen blieb bei den Habsburgern und wurde nach dem Kriege rekatholisiert. Die neuen Herren im Gratzener Land waren die Grafen von Buquoy - neben vielen weiteren Besitztümern wurde 1620 Sonnberg konfisziert und dem Grafen Karl Bonaventura Buquoy überlassen.
Die Grafen von Buquoy, Gratzen, waren bis 1945 die Patronatsherren der Pfarrkirche Sonnberg.
Peter Wock von Rosenberg, bis 1610 Besitzer der Feste Sonnberg, war überzeugter Anhänger des protestantischen Glaubens und suchte - wie es damals üblich war - mit Macht diesen Glauben auch auf seinen Besitztümern einzuführen - anscheinend auch mit Erfolg: Bis 1618 gab es in Sonnberg einen utraquistischen Pfarrer namens M. Johann Wachtel. Und um diesen Pfarrer M. J. Wachtel ging es auch bei einem Streit des nachfolgenden Besitzers von Sonnberg Theobald Hock mit dem Abt von Hohenfurt. 1610 hatte Peter Wock den Sonnberger Besitz seinem ehemaligen Sekretär Theobald Hock verkauft. Dieser vertrat wie sein ehemaliger zwischenzeitlich verstorbener Patron mit Entschiedenheit die Sache der Protestanten, zog allerdings bald gegen seine kaiserlichen Widersacher in Prag den kürzeren und wurde 1620 nach verlorenem Krieg enteignet. Seine Spur verliert sich im Dreißigjährigen Krieg.
Siehe auch "Theobald Hock - Poet und Herr der Feste Sonnberg von 1610 - 1618" (E.Wohlschläger, 2008).
Die Auseinandersetzung um den Sonnberger Pfarrer Wachtel wird in folgendem Zitat aus "Theobald Hock - Schones Blumenfeld" - von Max Koch, 1899 / S.36/37 verdeutlicht:
"Am 12. März 1616 nahm Theobald Hock in einem sehr entschiedenen Briefe seine Unterthanen zu Sonnberg und Deutsch-Reichenau gegen die Einwirkungen des Abtes von Hohenfurt in Schutz. Der Abt rief dagegen die Hilfe des Erzdechanten und Inquisitors des Bechyner Kreises, des Jesuiten Nicolaus Clemens zu Crombaw (Krumau) an. Dieser „Turbator publicae pacis“, wie ihn Hock nennt, befahl nun seinerseits im August dem utraquistischen, verheirateten Pfarrer zu Sonnberg, M. Johann Wachtel, „ein gantz vnerlaubt Inquisition, drinn er auch aller Collaturen eingepfarrten Unterthanen beschaffenheit am vermögen, und allem begert zu beschreiben.“Wie es nach Kaiser Rudolf Majestätsbrief und dem Vergleich der beiden Parteien der Stände Hocks unzweifelhaftes Recht war, untersagte er als ritterlicher Gutsherr seinem Pfarrer die Befolgung dieses Befehls, worauf der martialische Jurist „auß boßhaffter rachgir gegen mir also erhitzt war, dass er vngescheucht meinem Prister zuschreiben dorfft diß vnter andern, als nit ewig dein der Sonberger, so todt zuschlagen, Herr würd leben“.
Von dem Erzdechanten benachrichtigt mischte sich nun auch der Prager Erzbischof in die Sache und befahl dem Pfarrer, die „schändliche vergiffte gemeinschafften, so zur Hölle führen“ mit Hock und den Seingen, diesen ärgsten Ketzern, zu meiden.
Mit dem utraquistischen Priester wurde die kirchliche Behörde in der Folge (November 1617) leicht fertig. Auf Befehl der königlichen Kanzlei hatte sich M. Wachtel zu Prag beim Herrn Erzbischof stellen müsse, der ihn so lange in einen Kerker sperrte, bis der darüber erkrankte und vergeistete Pfarrer sich verreservierte, der Crombauischen jesuitischen Inquisition sich zu submittiren und zu untergeben, sein geehligtes Eheweib von sich zu jagen und ferner der Communion in beederley Gestalt müssig zu stehen.“
Mit Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kehrten nach Jahrzehnten der Wirren wieder leidlich geordnete Verhältnisse ein. In den Kirchengemeinden wurden wieder Geburts-/Heirats-und Sterberegister geführt und die ersten Pfarrchroniken geschrieben. Die Sonnberger Pfarrchronik wird zwar erst 1778 eröffnet (siehe "Pfarrchronik"), aber die ersten Pfarrer- und "Seelenlisten" und sind schon aus dem 17. Jahrhundert überliefert.
Die Pfarrer der Gemeinde Sonnberg seit 1631
Auszug aus der Pfarrchronik
Die Sonnberger Pfarrchronik ( Pfarrgedenkbuch St. Johannes d. T. in Sonnberg), wurde von 1758 bis 1946 von den Sonnbergern Pfarrern geführt.
Der Zweite Weltkrieg und seine katastrophalen Folgen brachte für die alte Pfarrgemeinde Sonnberg das Ende. 1945/46 müssen die deutschen Bewohner Sonnbergs das Land verlassen. Die Nachkriegszeit verändert das Land. Sonnberg und die umliegenden Ortschaften sind größtenteils entvölkert. Die politischen Strukturen werden angepaßt: Sonnberg mit nur noch wenigen Einwohnern wird ein Ortsteil von Žar/Sohors. Die alte Pfarrgemeinde Sonnberg bleibt juristisch bestehen, wird aber der Pfarrgemeinde Trhove Sviny/Schweinitz zur Betreuung und Verwaltung unterstellt. Die alte Pfarrkirche verwaist und verfällt. Fünfzig Jahre später versuchen ehemalige und jetzige Bewohner Sonnbergs einen Neuanfang. Ein neues Kapitel in der Gechichte der Pfarrgemeinde Sonnberg kann geschrieben werden....
Die Pfarrgemeinde Sonnberg, eine Gemeinde der Diözese Budweis: